Gestern Nacht bin ich lange wach geblieben. Eine Email von Photobucket kam rein, dass ich ein Update bräuchte um meine Bilder für den Blog zu hosten. Ich klickte mich ein wenig durch, verdrehte die Augen, da ich mir nun schon wieder freiwillig “Arbeit” aufhalse für den Blog.
Und plötzlich huschte die Frage durch meinen Kopf.
Ganz schnell, aber ich konnte sein Echo noch in den Ohren hören.
“Wozu denn eigentlich noch das Ganze?”
Seit 2-3 Jahren boomt es auf Instagram. Während es damals als soziales Netzwerk genutzt wurde um alltägliche Fotos zu posten, Blogbeiträge zu promoten und um sich untereinander mehr auszutauschen – ist es nun zu DER Plattform geworden. “Influencer” landet wahrscheinlich nun immer mehr auf die Berufswunschliste von jungen Teenagern.
Und irgendwie hab ich den Knall verpasst.
Ich habe den Wandel verpasst, oder nicht richtig die Augen offen gehalten um den Wandel zu beobachten. Vor 2-3 Jahren hat man sich noch darüber schickiert als das neue Wort “Influencer” ins Internet geworfen wurde, weil man die Verantwortung, die Macht und den Einfluss auf den Follower nicht tragen wollte.
Ich habe auch gar nicht bemerkt, wie sehr mein eigener Fokus abschweifte. Ich ertappte mich dabei durch die Profile anderer zu scrollen, während ein kleines neidisches Monster lauter wurde. Ich wollte auch ein Stück von diesem Kuchen abhaben. Ich schaute mir nächtelang Videos zu “Instagram-Hacks” durch, verbiss mich hartnäckig an dieser Idee des “Instagram-Erfolges” und schaute zu sehr danach was alle anderen machen.
Und zu welchem Preis?
Der ständige Vergleich, das Analysieren des eigenen Marktwertes macht müde und unzufrieden. Und ich hatte langsam das Gefühl mich in diesem Sog selbst zu verlieren und das zu verlieren, was mich dazu geführt habe diesen Blog als Hobby so sehr zu lieben. Ich fing an mir mehr Gedanken darüber zu machen, was ich wann auf Instagram posten werde, um ein schönes Profil zu haben, statt wie zu Anfang jeden Tag eine Erinnerung festzuhalten.
Gestern Nacht lag ich bis 3 Uhr morgens wach und habe lange die Gedanken dazu kreisen lassen. Wozu das Ganze? Wo liegen meine Prioritäten im Leben und was will ich mit dem Blog “erreichen”? Zu welchem Preis möchte ich bei dem Ganzen mithalten? Möchte ich überhaupt mithalten? Möchte ich ein “Theme” haben, und mich nur noch so darstellen wie es das Farbthema “erlaubt”?
Mir fehlt das Schreiben. Ich habe beim Niederschreiben meiner Gedanken bemerkt, wie sehr es mir gefehlt hat, wie unpersönlich mir mein eigener Blog geworden ist und wie orientierungslos ich gerade bin. Mir ist zeitweise die Luft ausgegangen, zu schreiben, zu werkeln, Dinge auszuprobieren oder mich einfach mal auf dem Blog über Dinge auszukotzen.
Mir ist die Luft ausgegangen und ich habe keine Zeit gefunden, um mir selbst treu zu bleiben.
Mein Blog ist zum Nebendarsteller degradiert worden ohne dass ich es selbst bemerkt habe. Und ohne, dass ich es beabsichtigt habe. Mein Instagram zu einer ungesunden Obsession. Was mir noch blieb war der authentische, herzliche und witzige Austausch auf Twitter [und das hätte ich am wenigsten erwartet… irgendwie hatte ich gedacht Twitter sei tot].
Mein letzter Gedanke vor dem Einschlafen war, dass ich die Dinge nur wieder mit vollem Herzblut anpacken muss. Diese unpersönliche Halbherzigkeit um dem eiligen Strom zu folgen, ist nicht etwas, das mich auf Dauer glücklich macht. Mich macht es glücklich, dass persönliche Beiträge – auch wenn sie nicht perfekt posiert und farblich perfekt sind – auch ihr Berechtigungsdasein auf Instagram finden. Oder dass auch immer noch ausführliche Blogbeiträge, in die ich viel Herzblut investiere und die mir Spaß machen, noch ihre Leser finden.
Es tut gut diese Gedanken nieder zu schreiben und sie endlich festzuhalten. Das ständige Rumschwirren in meinem Kopf hat mich ganz kirre gemacht. Wenn Instagram solchen Einfluss auf eine junge Frau – mit halbwegs gesundem Menschenverstand wie mich – hat, möchte ich manchmal ehrlich gar nicht wissen, was es mit den Jugendlichen heutzutage macht.
Mein Wort zum Sonntag?
Vielleicht kann ich nicht in Worte fassen, was mein Alleinstellungsmerkmal ist – warum Menschen meinen Blog lesen wollen. Vielleicht werde ich es nie können. Aber ich möchte wieder mich selbst auf dem Blog lesen und wieder Herzblut sehen.
Das schönste Kompliment zu meinem Blog war damals als mir ein guter Freund sagte: “Du schreibst genauso wie du redest, ich kann Deine Stimme mit Höhen und Tiefen hören. Und irgendwie auch mit Deiner ganzen Art!” Und da möchte ich wieder hin.
Ich kann dir nur zustimmen. Bei mir hat sich der ganze Wandel der Beautyszene in der letzten Zeit dahin ausgewirkt, dass ich mich immer mehr zurückziehe. Mir gefällt diese Jagd nach Perfektionismus und immer mehr Follower einfach nicht. Das persönliche geht immer mehr verloren. Kein Witz mehr, kein Charme. Und es scheint ja sehr vielen Bloggerinnen, die schon länger dabei sein, recht ähnlich zu gehen.
Darf ich mal fragen, was du wegen dem Photobucket Update gemacht hast?! Ich habe auch so eine Mitteilung bekommen und das soll jetzt ziemlich Kohle kosten.
Liebe Grüße
Deine Bilder sind echt wunderschön! Ich habe Instagram früher so gerne genutzt, aber mittlerweile langweilt es mich iwie nur noch. Durch den neuen Algorithmus hat sich einfach so vieles ins negative verändert und mittlerweile poste ich auch nur noch total wenig, weil mir einfach die Lust vergangen ist. Mein Feed ist nicht perfekt und wird es einfach nie sein.
Liebe Miu,
ich erkenne mich ein Stück weit in Deinen Zeilen wieder. Doch seit mir vor ein paar Wochen ähnliche Gedanken durch den Kopf geschossen sind, und ich ein paar Dinge mit mir alleine für mich und meinen Blog geklärt habe, bin ich wieder mit richtig viel Freude dabei.
Ich werde hier auf jeden Fall weiterlesen und freu mich auf neue Beiträge von Dir. =)
Liebe Grüsse aus Zürich,
Manu
Wie Recht du doch hast.
Also vor ab muss ich sagen dass die Bilder von dir wieder wunderschön sein und das Oberteil steht dir sehr gut. Und bei dem Rest gar nicht ganz genau nachvollziehen was du meinst. Mir geht es ähnlich, ich habe Phasen wo mich das einen Scheiß interessiert und Phasen wo ich wirklich vor Neid platzen könnte. Einen Zwischenweg zu finden mit dem man leben kann ist irgendwie nicht drin.
Ich bin erleichtert, dass ich mich hier nicht alleine so fühle. Langsam komme ich mir vor wie in einem Irrenhaus, aber zum Glück sind wir da zusammen drin!
Ich glaube wirklich das wichtigste ist, dass man mit sich selbst im Reinen ist.
Liebe Sui, ich habe mich so so so über Deine wunderbaren Worte so gefreut <3
Wenn ich einen solchen persönlichen Beitrag verfasse, bin ich sehr nervös, fühle mich nackt und habe Angst wie die Reaktionen sein werden. Und Dein Kommentar war so schnell da und hat meine Nervosität komplett in Luft aufgelöst! DANKE! <3
Dieser Beitrag spricht mir aus der Seele.
Ich habe in letzter Zeit, so viel Mühe in Instagram gesteckt und als nichts dabei rumkam war ich einfach so frustriert.
Aber bei mir kam auch die Erkenntnis. Ich muss mir mal Gedanken machen wie das weiter geht für mich, damit ich wieder aus diesem Loch rauskomme und zufriedener bin
Liebe Grüße Anni von http://hydrogenperoxid.net
Weiss du, Miu – ich lese ja tatsächlich kaum noch Blogs, und habe von damals kaum noch einen Blog abonniert. Aber die Blogs, denen ich noch folge und auf denen ich gerne noch lese, sind alles Blogs wie deiner! Eben weil es einfach authentisch ist! Ihr verkauft euch nicht für ein bisschen Internetfame, sondern macht euer Ding. Vielleicht m mehr, mal weniger… Aber hier auf deinem Blog merkt man dennoch, dass es einfach "Miutiful" ist. Nicht "Ich mach nur noch Werbung und Blabla" wie bei vielen achsotollen "Influencern" mit xtausend Followern. Und damit will ich nun nichtmal sagen, dass Werbung schlecht ist usw! Gut platzierte, passende Werbung ist toll, aber es muss eben passen und authentisch sein!
Sei weiter du selbst, auch hier auf dem Blog. Etwas besseres als Authentizität und Ehrlichkeit (ich mag das Wort halt echt XD) gibt es einfach nicht, um auch langfristig(!) die Leser zu erreichen 🙂
Alles Liebe <3
Hey Miu, ich finde super was du geschrieben hast. Genau wegen solcher Texte habe ich überhaupt erst angefangen deinen Blog zu lesen. Bitte mehr davon. Mittlerweile lese ich von den 100 Blogs, die ich alle vor ein Paar Jahren gelesen habe, nur noch zwei. Einer davon ist deiner. Ich finde grade dieses persönliche in deinem Text wirklich erfrischend und authentisch. LG Eva